Du verkaufst bereits auf dem Marktplatz Amazon, dann ist diese Episode für Dich als Onlinehändler relevant. Und hierbei es keine Rolle, ob Du Amazon lediglich als einen von vielen Vertriebskanälen neben eigenem Onlineshop und weiteren Marktplätzen nutzt oder ob Amazon sogar für einen Großteil Deines Umsatzes zuständig ist. Warum Du Dich nie in eine Abhängigkeit von einzelnen Vertriebskanälen und vor allem nicht in eine Abhängigkeit mit Amazon begeben solltest, erfährst Du jetzt.
Vorteile von Amazon
Zu aller erst muss man natürlich auch fairerweise die offensichtlichen Vorteile benennen, warum es durchaus Sinn macht, Amazon in seine eigene Multi-Channel-Strategie zu integrieren.
- Amazon bietet eine unglaubliche Reichweiter und Marktdominanz
- Ich kann das Branding und die Milliarden an Marketingkosten des Amazon-Marktplatzes direkt für meine Produkte nutzen
- Die Vertrauensbildung in die eigene Marke ist zweitrangig, man kann sofort den Trust von Amazon nutzen
- Amazon bieten meine Produkte nicht nur über den Web-Marktplatz an, sondern macht Produkte auch über deren eigene App verfügbar
- Als Händler erhalte ich detaillierte Auswertungen über Verkäufe, Produktaufrufe und Trends
- Ich kann darüber hinaus auch das Fulfillment meiner Produkte direkt über Amazon Abwickeln (Stichwort Amazon FBA)
- Amazon kann eine richtige Umsatz-Maschine sein und innerhalb von kurzer Zeit richtig viel Umsatz einbringen
- Bei Reseller-Produkten muss ich mich teils gar nicht um die Produktpflege kümmern, sondern liste mich einfach im bestehenden Artikelkatalog
Hört sich doch alles gut an, was sind denn jetzt die Nachteile und wie schwer wiegen diese - natürlich auch für Dich als Amazon-Seller?
Nachteile von Amazon
Amazon ist oft Fluch und Segen zugleich - viele der "normaleren" Nachteile von Marktplätzen im Allgemeinen sind beispielsweise:
- Eine hohe Vergleichbarkeit mit anderen Herstellern, Produkten und Preisen
- Abgabe einer hohen Verkaufsprovision, welche sich je Produktkategorie unterscheidet
- Extremer Wettbewerb und die günstigsten Preise in der Buy-Box
- Wenn Du keine extrem guten Margen besitzt, bleibt vom Umsatz kein Gewinn übrig
- Wenig bis kein Optimierungspotenzial in den Produkttexten als Reseller
- Wenig bis keine Möglichkeiten, zur Kundenbindung an die eigene Marke
- Keine Möglichkeit für datenschutz- und rechtskonformes Newsletter-Marketing
- Eingeschränkte Möglichkeiten, Interessenten zu Tracken/Pixeln
- Starke Abhängigkeit vom Marktplatz und Fokusverlust
Worst-Case Szenarien
Warum ist diese Abhängigkeit jetzt auch besonders kritisch im Vergleich zu anderen Marktplätzen zu betrachten. Ich habe hier aus direkten und reellen Beispielen von unseren Kunden einige Worst-Case-Szenarien für Dich mitgebracht und ich verspreche Dir: auch Du bist von diesen am Schlimmsten, anzunehmenden Fällen nicht geschützt:
- Wird durch Unstimmigkeiten oder technische Probleme Dein Seller Account gesperrt, geht Dein Umsatz sofort gegen null
- Erhöht Amazon seine Verkaufsprovisionen, kann Dein Gewinn drastisch schwanken oder ebenfalls gegen null gehen
- Gehören Deine Produkte zu den Topsellern in einigen Kategorien, so ist es nicht selten, dass Amazon dieses Produkt selbst anbieten will
- Teils wird auch direkt an Deinen Hersteller oder Händler zugegangen und Amazon kauft Deine Produkte in gigantischen Mengen zu einem Bestpreis ein, mit dem Du nicht mehr mithalten kannst. Amazon verdrängt Dich somit aus Deinem eigenen Produktsortiment. Du bist sozusagen das Testkaninchen im Marktplatz
- Mitbewerber betreiben manuell oder oder automatisierte Systeme Preisdumping und verdrängen Dich von einer auf die andere Stunde aus der Buy-Box
- Solltest Du FBA nutzen, so kann es sein, dass Deine Produkte von Lager zu Lager umdisponiert werden um eine scheinbare Optimierung der Lieferwege zu erreichen - Du bleibst jedoch auf den Kosten sitzen und Dein geplanter Produkt-Gewinn ist wieder dahin
- Fake-Bewertungen von aggressiven Mitbewerbern können Deine Produkte komplett aus dem Rennen schmeißen und Du hast ein monatelanges Hin und Her vor Dir, um die Produkte wieder zum Laufen zu bringen
- Gehen Dir Amazon-Produktlistings und -Rankings verloren, kann monate- oder sogar jahrelanges Engagement und Arbeit zunichte sein
Unabhängigkeit von Amazon
Eine Unabhängigkeit von Amazon soll natürlich nicht bedeuten, dass Du auch die lukrativen Umsatzpotenziale verzichten sollst. Du sollst lediglich Sicherheit durch Diversifizierung gewinnen. Wenn Dein Anspruch an Amazon war, einen Vertriebskanal mit einer riesigen Reichweite zu nutzen, dann tue das auch weiterhin - nur eben auf weiteren Marktplätzen. Es gibt im deutschsprachigen Raum für nahezu jede Nische und auch für den Massenmarkt an die 50 Marktplätze, in welchen Du ebenfalls listen könntest. Auch hier gilt: Du musst nicht auf allen sofort vertreten sein - gehe das Thema Stück für Stück an. Somit hast Du keine Umsatzeinbußen. Amazon lässt Du ganz normal weiterlaufen, Du erschließt jedoch durch weitere Marktplätze weitere Stücke von großen Kuchen und reduzierst somit den Gesamtumsatz-Anteil, welchen Du über Amazon generierst.
Denn 70, 80 oder sogar 90 Prozent und mehr Umsatz über einen Marktplatz wie Amazon zu generieren kann auch schmerzlich nach hinten losgehen. Erinnere Dich an die zuvor genannten Worst-Case-Szenarien. Es ist wie im Aktienhandel - Du musst diversifizieren und einfach breit aufgestellt sein. Man legt nicht all seine Eier in ein Körbchen. Nutze einfach weitere Marktplätze, welche Dein ursprüngliches Ziel von mehr Reichweite und Umsatz ebenso unterstützen, wie es eben Amazon aktuell für Dich macht.
Langfristig wirst Du ohnehin mit einem eigenen Onlineshop deutlich mehr Marge und somit Gewinne generieren können und solltest so schnell wie möglich darüber nachdenken, Wissen im Bereich des Shopaufbaus und des Marketings aufbauen. Du bist eben nur ein waschechter Onlinehändler, wenn Du nicht nur auf den Marktplatz-Zug aufspringst, sondern Dich zur echten Marke mauserst.
Zusammenfassung
Umsatz ist das Wichtigste in jedem Unternehmen. Fahre weiter mit Amazon wie gehabt aber erschließe weitere Vertriebskanäle, Marktplätze, Shopsysteme, Preissuchmaschinen und Plattformen, welche Dir und Deinen Produkten Sichtbarkeit geben.
Unabhängig bist Du erst dann, wenn Dein aktueller Umsatz auf Amazon von heute auf morgen auf null gehen kann und dennoch alle Rechnungen und Gehälter gezahlt werden können. Die Unabhängigkeit, wie ich Dir diese in dieser Episode beschrieben habe, wird Dir eine sehr wichtige Sicherheit, mehr Umsatz und sogar deutlich deutlich mehr Gewinn bringen. Und das garantiert Dir die Möglichkeit, zu Wachsen und zu expandieren, Dein Team zu vergrößern, neue Lagerhallen zu bauen oder was auch immer Deine Ziele im Onlinehandel sind. Jedoch mach Dich unabhängig, denn Du weißt nicht, was Deine Zukunft auf und mit Amazon bringen wird. Somit bist Du mit dieser Episode nicht nur informiert, sondern auch durch echte Worst-Case-Szenarien gewarnt. Handle also jetzt direkt im Anschluss und prüfe einmal Deine Umsatzverteilung und beantworte Dir die Frage, was wäre, wenn Dein Seller-Konto bei Amazon morgen gesperrt werden würde - was würde das für die Zukunft Deines Handels, für die Zukunft Deiner Mitarbeiter und Deines gesamten Unternehmens bedeuten?
